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Südbahnhof: Arkadenräume am Südbahnhof bewahren – Reitbahnviertel
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Südbahnhof: Arkadenräume am Südbahnhof bewahren

Südbahnhof: Arkadenräume am Südbahnhof bewahren

Südbahnhof: Arkadenräume am Südbahnhof bewahren!
Ein Beitrag von Viadukt e.V.
Foto: Stephan Weingart

 

Die Bauarbeiten am ersten Abschnitt des Bahnbogens sind im vollen Gange. Das Viadukt an der Annaberger Straße wird dank des Engagements der Chemnitzer erhalten bleiben. Über diesem großen Erfolg sollte jedoch nicht vergessen werden, was unserem Stadtbild verlorengeht. Denn die anderen historischen Brücken sind schon zum größten Teil abgerissen worden und werden durch Neubauten in der Standardbauweise „Walzträger in Beton“ ersetzt. Damit wurden bereits viele wertvolle Denkmale zerstört, an die künftig lediglich mittels einzelner, punktuell vorgesetzter bisheriger Brückenteile erinnert werden soll. Aufgesetzte Lärmschutzwände werden dem Stadtbild sicher nicht zum Vorteil gereichen.

 

Dem früheren Südbahnhof ist bei diesem Umbau des Bahnbogens eine Rolle zugedacht, die ihn nur noch als „kleine Verkehrsstation“ behandelt. Im Jahre 1908 hatte das Chemnitzer „Südviertel“ seinen eigenen Bahnhof erhalten, der die Strecken nach Zwickau-Werdau und Aue-Adorf verband. Wenig erinnerte nach der Vernachlässigung der letzten Jahre noch an dieses einst repräsentative Gebäude, von dem immerhin ein Teil durch den Club „transit“ eine Neubelebung erfahren hat. Nachdem 2004 die hölzerne Überdachung des „Auer“ Bahnsteigs abgerissen und dieser 2018 für den Personenverkehr geschlossen wurde, verschwindet jetzt auch das historische Dach vom Bahnsteig der „Zwickauer“ Strecke. Was laut Projekt übrigbleibt, ist ein neuer Mittelbahnsteig mit Wartehäuschen für die Dresden-Zwickauer Strecke, der neue Treppenzugänge zur Bernsdorfer und Reichenhainer Straße erhält. Dabei wird der Zugang von der Bernsdorfer Straße mit einem Aufzug ausgestattet und somit barrierefrei gestaltet.
Nach dem Umbau, wie ihn die DB Netz AG vorsieht, wird es jedoch den Zugang und die Räume des Bahnhofes an der Südbahnstraße nicht mehr geben. Sie sollen unwiederbringlich mit Blähbeton verfüllt werden. Mit einer als Attrappe aufgemalten Tür und entsprechenden Fenstern soll die historische Ansicht gewahrt werden. Derartige planerische Überlegungen werden der auch für die Deutsche Bahn geltenden Verpflichtung zum Erhalt von Denkmalen nicht im Entferntesten gerecht! Der derzeitige Stand des Bauvorhabens ließe noch bessere Lösungen zu. Deshalb versucht der Viadukt e.V. gemeinsam mit der Stadt Chemnitz, die DB Netz AG zum Umdenken zu bewegen, und bittet sie, den Zugang und die Räume an der Südbahnstraße zu erhalten.

 

Erfreulicherweise investieren heute wieder Privatpersonen im Umfeld des Südbahnhofes. Häuser werden aufwändig saniert, Geschäfte und kleine Gaststätten wurden bereits eröffnet. Die bahneigenen Räume an der Südbahnstraße zu erhalten wäre ein großartiger Beitrag, mit dem auch die Deutsche Bahn diese Entwicklung weiter befördern könnte. So handelt es sich bei ihnen doch um echte Kult(ur)räumlichkeiten, die so viele Chemnitzer:innen mit fröhlichen Abenden und durchtanzten Nächten in Verbindung bringen. Eine Jugend- oder Musikklubnutzung käme dabei genauso infrage wie eine Fahrradabstell-, Ausleih- und Servicestation, Gastronomie oder Einzelhandel. Dafür spricht auch die inzwischen erreichte Situation, dass derzeit nahezu alle erdgeschossigen Gewerbeflächen im Umfeld vermietet sind. Dieser beachtliche Zustand zeigt das Potential und die positive Entwicklung des Standortes „Südbahnhof“, die auch eine leichte Vergabe der Stuben unter der Eisenbahn erwarten lässt. Natürlich beflügelt obendrein die günstige Lage – mittig zwischen dem fußläufig gut erreichbarem Campus der Universität und der Chemnitzer Innenstadt gelegen – die Revitalisierung des Bahnhofsumfeldes zu einem beliebten Ort für gesellschaftliche Aktivitäten.

 

Anfang des Jahres hat die Bürgerinitiative Reitbahnviertel eine dazu passende Idee im Zuge der Kulturhauptstadtbewerbung eingebracht. Sie zielt darauf ab, die inzwischen über verschiedene Förderungen entstandenen Erfolge und Verbindungen der örtlichen Beteiligten auszubauen. In dem Rahmen soll auch die nähere Umgebung unter weiterem Gebrauch von möglichen Unterstützungsprogrammen belebt und für die Zukunft gestaltet werden. Davon wiederum wird auch die Vermarktung der heutigen Gewölberäume profitieren, die als einzige Lokalität auf der südlichen Straßenseite von Görres- und Südbahnstraße von besonders hoher Bedeutung sind.

 

Am 15. Oktober wurde das Informationszentrum „Chemnitzer Bahnbogen“ der Deutschen Bahn im Wirkbau wiedereröffnet. Alle Chemnitzer:innen sind aufgerufen, sich über das Projekt zu informieren und sich kritisch in den weiteren Prozess einzubringen.

 

Infozentrum: „Chemnitzer Bahnbogen“
Die geplanten Öffnungen des Infozentrums „Chemnitzer Bahnbogen“ im Gebäude der Wirkbau Chemnitz (im 1. Obergeschoss, Zugang über Lothringer Straße 11, 09120 Chemnitz) am Dienstag, 3. November, sowie am Dienstag, 8. Dezember 2020, werden aufgrund der aktuellen Situation in digitale Bürgersprechstunden umgewandelt. Diese finden an den beiden Tagen jeweils halbstündlich zwischen 14 und 17.30 Uhr statt. Anmeldungen sind per E-Mail mit Angaben zu Name, Telefonnummer und Anliegen unter chemnitzerbahnbogen@deutschebahn.com möglich. Anschließend werden die Zugangsdaten übersendet.

 

Informationen zum Projekt erhalten Sie außerdem im Bauinfoportal der Deutschen Bahn unter:
https://bauprojekte.deutschebahn.com/p/chemnitzer-bahnbogen

 

Hintergrund:
Die Deutsche Bahn beabsichtigt im Zuge der laufenden Bauarbeiten am Bahnbogen, ausnahmslos alle Räumlichkeiten unter den Gleisen der Sachsenmagistrale zu entfernen. Damit stünden diese der weiteren geschäftlichen und gastronomischen Entwicklung dieses Bereiches des Reitbahnviertels nicht mehr zur Verfügung. Speziell dort – an der Ecke Südbahnstraße/ Reichenhainer Straße – entsteht allerdings gerade viel neues Stadtleben, was weiterer Beflügelung unbedingt bedarf.